Christoph Schröder einen Hutmacher besuchte, der mich um des Herren
willen bath seiner Kinder Praeceptor zuwerden, welches ich alsofort, alß
vom Herren mir gesagt, annahm, u also daselbst den ersten anfang
machte der Unterrichtung der jugend mit vielen Segen von Gott.
Um Michaelis aber ging ich mit Herrn Arnoldi Collega Scholae nach Schmalkalden
Wasungen (da ich mit Herrn Diac. Zinken bekant wurde) u Meiningen.
Und da jener umkehrete ging ich allein zu fuße nach Hilperhausen, u unge-
achtet es stetig regnete eilte ich doch, was ich konte fort, um den abend in
Coburg zusein, weil unterweges ein jäger mir herl. Dinge von Herrn HofPr.
Hasseln (von welchen ich sonst viel Gutes gehöret, u weswegen ich allein die
reise that) erzehlete u daß er den folgenden tag alß mitwochen pre-
digen würde. Ich konte aber nicht bis an die stadt gelangen, sondern
mußte in einem Dorfe liegen bleiben. Und ob mir gleich vom gehen
der nagel vom großen Zeh war abgangen, so machte ich mich doch den
andern tag früh fort u kahm noch eben recht die Predigt mit anzu-
hören, welche war über Apoc. III, 15.16. worüber er schon 2 1/2 jahr ge-
prediget hatte, u eben das; Ausspeien aus dem munde Gottes so
vorstellte u ihre lauligkeit bestrafte, daß er alß ein Prophet sagte:
Innerhalb 50. jahren würde die Bibel wieder unter die bank ge-
stekt sein. Und alß ich ihn hernach fragte, ob ers so absolutè
gemeint oder restrictè wolte verstanden haben, Antwortet Er; Mehr absolutè etc
Alß nun etl. tage war bei Ihm in hause gewesen, u große Vergnügung
aus seinen discursen geschöpft, ging ich wieder allein zufuße über
//1693// Salfeld nach Erfurt. Darauf wurde um die fasten Zeit zur hoch-
zeit meines Bruders Christoph Heinrich in Quedlinb. eingeladen, da-
hero machte mich auf den weg u fuhr nach Frankenhausen, sprach da
meinen ersten Praeceptor Herrn Vogler, von dannen ging ich nach Kelbra
u hielt da vergnügte unterredung mit dem Herrn Rath Sellen u Einen
Prediger, u dann nach Harzgerode, u erneuerte die freundschaft
mit Herrn Past. König, mit dem ich war sonst in die schule gangen u viel
übermuth in 3tia Classe getrieben, u kahm darauf wieder nach Quedlinb.
Auf der hochzeit nun war ich sehr stille u wenig von reden, darüber
andere hernach gespottet, auch daß ich nicht getanzet. Zu der Zeit be-
suchte ich einen gefangenen Übelthäter, welches der rath nicht wohl aufge-
nommen hatte, u daher verboten, es solte niemand zu ihm gelaßen wer-
den alß nur sein beichtVater Herr M. Plez, wes wegen mein Buder
C. F., der mit mir war gewesen, mit dem rath zu schaffen kriegte,
daß er daher mit Schriften bei dem Churfürsten wegen des armen
sünders einkahm, u machte daß die Execution etl. tage mußten
aufgeschoben, dadurch sich denn der mensch auch beßer bereiten konte.
Alß er aber zum galgen geführet wurde, u nun solte aufgezogen
werden, wurde er meiner in dem Kreis noch ansichtig, u trat zu
mir, gab mir die hand u dankte vor die Christl. ermahnung so ich
ihm gegeben