gezogen werden, dieser Hoff aber ist wenigstens dreymal größer als der
innere Hoff des Waysenhauses, so weit er mit Blatt-Steinen ge-
pflastert ist, woraus man die entsetzliche Tiefe des Brunnens abnehmen
kan. Es hat sich aber vor einigen Jahren an dem Graben der Festung,
u. also oben auf dem Berg auch eine Quelle hervorgethan, welche so viel
Waßer jetzo fourniret, als man auf der Festung braucht. Man weiß
aber nicht, ob die Quelle wird beständig bleiben, weil sie vorher nicht
gewesen. In dem ZeugHauß möchte wohl für 8 biß 10000 Mann klein
Gewehr, u. bey 80 (biß 90 Stück grobes Geschützes mit dem was auf den
Mauren und Pastionen gepflantzet stehet, befindlich seyn.
Schade ists, daß die Festung etliche gefährliche Höhen auf der Seite
hat, von welchen sie kan bombardiret werden, außer dem ist ihr
nicht beyzukommen.
Hier traff ich den Herrn Schloß-Prediger, Namens Keck, als einen
rechtschaffenen Mann an, welcher des vorigen Sel. Superintend Schar-
ten Schwieger Sohn, u. einer von den besten Predigern in dem Lande
ist. Ich kehrete bey ihm ein, u. freuete mich mit ihm hertzlich über sei-
nen rechtschaffenen u. ernstl. Wandel.
Ob nun schon die übrigen Prediger in Culmbach sehr auf mich
loßgezogen haben: so habe sie doch alle besuchet, obschon nur auf
eine kurtze Zeit, um ihnen zu zeigen, daß ich mich nicht vor ihnen
fürchte. Sie sind alle gar freundlich gewesen, als ob sie meyne beste
Freunde seyn, u. liesen sich nichts mercken. Weil mir die Zeit auch sehr
kurtz war, daß ich mit keinem ausführlich reden konte; so habe auch
nichts von dem gedacht, was vorgangen, und bin Abends wieder
nach Himmelcron, und von dannen.
Die XI. Maii.
Wieder nach Bayreuth zurück gereiset.
Die XII. Maii
Behielte ich ein sehr erweckliches Schreiben von einem Schuster,
welches aber keinen Ort noch Namen hatte, ohne nur die Nachricht,
daß der gute Freund, der es aus Liebe u. in Einfalt geschrieben,
ein Schuster vom Lande wäre, welcher ohnlängst mich in Bayreuth
über das Evangelium von guten Hirten predigen hören, da ich
die Hirten Treue des Herrn JEsu vorgestellet hätte. Sein Hertz
wäre dadurch so kräftig gerühret, u. die Hirten-Treue des HErrn
JEsu so tief in den Sinn gedrucket worden, daß, da er mich sein
Lebtage sonst nicht gekennet, noch gehöret, sein Hertz mit innigster Liebe
zu mir und seinem Ober-Hirten geneigt worden wäre, daß er gern
von Hertzen ein Schäflein Christi werden u. ewig bleiben wolte, wel-
ches ich ihm solte erbitten helffen. Zu Bezeugung seiner Liebe schickte
er mir zugleich ein zubereitetes Kalb-Fell, daraus ich Schuh möchte
machen