Die XVIII. Maii
Predigte ich daselbst über das Evangelium von dem guten, welches die Schäf-
lein Christi hätten. Welcher Vortrag durch GOttes Gnade viele Erweckung und
Bekwegung zu machen schiene. Das Auditorium aber war so sehr frequent
nicht als es sonst zu seyn pfleget, weil es wenige vermuthet, daß ich schon
//wieder// von Himmelcron zurückommen.
Die XIX. Maii
Zeigte mir GOtt einen würckl. Segen von dieser Predigt. Denn es
fande sich in meiner Erbauungs-Stunde ein neues Schäflein Christi
ein, welches gerne von dem guten, so die Schäflein Christi hätten, auch
künftig geniesen wolten. GOtt hat gleich in meiner Anzugs-
Predigt einen Becken erwecket, von welchem schon ehemal geschrieben
habe. Dieser ist nicht nur in dem guten bißhero fortgegangen, son-
dern hat auch bald darauf seinen Bruder, einen Schuster nach sich
gezogen, welcher auch durch das Wort, wozu er ihn in die Schloß-Kirche
angeführet hatte, kräftig erwecket wurde, u. bis dato auch mit al-
lem Ernst dem Reich GOttes nachjaget. Endlich ziehen sie auch den drit-
ten Bruder (der zu Verführung des Herrschaftl. Flößholtzes gesetzet ist)
nach sich und führen ihn mit in meine Predigten. GOtt hat ihn auch
bald überzeuget. Aber doch wolte er sich noch nicht zu unser kleinen
Versammlung und privat Erbauung halten, sondern spielte gleichsam wie
die Fische um den Angel herum. Endlich aber hat ihn diese dritte
Feyertags-Predigt völlig ergriffen; und das war der Segen,
davon ich Erwehnung thun.
Dieser kam nun heute mit Demuth u. heimlicher Freude in
meine privat Erbauung, u. bezeugte, wie er nun auch mit allem
Ernst dem guten nachjagen wolte, welches die Schäflein Christi zu
genießen hätten. Nun sey ihm sein Hertz recht erwecket worden p p
welches er halb weinend, halb lachend erzehlete, u. mit Hand u. Mund
dem Herrn JEsu Treue zu sagete. Was ich für eine innige Freude ge-
habt, daß nun alle 3. Brüder so hertzlich erwecklich worden, kan ich
nicht beschreiben, sonderlich weil es Brüder seyn.
Mir fället dabey mein und meiner Brüder Exempel ein, da GOtt
auch den ältesten zum ersten erwecket, welcher hernach den zwey-
ten u. mich den dritten durch die Erbarmung GOttes nachgezogen hat.
Meine privat-Erbauung bestehet nun aus folgenden membris,
die dazukommen
1) Ein Sattler, der schon ein Alter Christ ist u. von dem Oben Er-
wehnung gethan.
2) Ein Tage-Löhner, den der HErr Burg, ein gebohrner Türck, der
ehemals in Halle studiret gewecket hat.
3) Der Stadt-Kirchner, der zwar was gutes gehabt, aber davon sehr
herunter kommen war.
4) Ein Commissarius Namens Neudecker, deßen 2. Söhne ehedem
im Wäysenhauß in die Schule gangen, davon aber der eine ein
Tauche-