auf einmal, da er eben über eine Predigt geseßen und studiret, einen Zu-
fall bekommen, daß er weder meditiren, noch memoriren können, u. habe
mitten in der Arbeit müßen aufhören, und die Predigt durch iemand
anders verrichten laßen. Denn er nicht einen einzigen Periodum habe
können zusammen bringen. Er habe es zwar erst für einen Anfall einer
Kranckheit gehalten, weil es aber continuiret, ihm auch sonst nichts am Lei-
be gefehlet, sey ihm das Gewißen plötzlich dermasen aufgewacht, daß ihm
alle seine Universitäts Sünden auf einmal vor die Augen getreten, u.
ihn gleichsam zugeruffen: Deine Sünden sind Ursache an diesem Zufall;
du bist ein Ertz-böser Bube; du bist nicht würdig ein Lehrer zu seyn, du
kanst auch deßen nicht würdig werden, darum straffet dich GOtt ietzo
also, daß du es fühlen must. Weil er sich nun nicht zu helffen gewust,
sey er in große Angst kommen, und in solche entsetzliche tentationes,
daß er mit gräulichen Gotteslästerungen, stets geplaget worden, und
sich kaum enthalten können, mehrmalen öffentl. in der Gemeine GOtt
zu lästern. Mehrmalen sey er zu Mord u. Todschlag vom Satan ange-
trieben worden. Etliche mal habe er schon ein Meßer in die Hand ge-
nommen, sich selbst zu erstechen, etliche mal habe er sich wollen ersauffen,
oder vom Fenster herab stürtzen, GOtt aber habe ihn bewahrt. Eins-
mals habe er ein Kind tauffen sollen, da sey ihm in den Sinn kom-
men, er solle und müste das Kind nehmen, und an statt es zu tauf-
fen, an den Tauff-Stein zerschmettern, damit er nur vom Leben
hinwiederum käme. Und er sey wircklich mit diesem propos zum Tauf-
Stein gangen, aber GOtt habe ihn noch erhalten. Mit dergleichen Ge-
dancken habe er sich über 3/4 Jahr geschleppet, und stets GOtt in seinem
Hertzen gelästert, auch nicht predigen können. Endlich sey an einem
Freytag vor Pfingsten ein entsetzlich Donner Wetter kommen, da habe
er sich an das Fenster gestellet, GOtt in seinem Hertzen aufs gräulich-
ste gelästert, und bey sich selbst gesprochen: GOtt, bist du GOtt,
warum läßest du nicht alle Blitzen auf mich zuschlagen, und
mich zerschmettern. Indem habe es einen entsetzlichen Blitz
und Donnerschlag gethan, daß das Hauß und Fenster gewal-
tig erzittert, er sey aber unbeschädigt blieben, und da das ge-
schehen, sey ihm der Gedancke in das Hertz wie ein Blitz
gefahren: Wie viel unbarmhertziger bist du nicht gegen dich
selbst als Gott ist, den du lästerst. Und dieser Gedancke habe
ihm die erste Überzeugung von Göttlicher Existence und Liebe
gegeben. Von welcher Stunde an die schrecklichen lästerlichen
Gedancken vergangen, und das Hertz sey ihm leicht worden. Dar-
auf habe er sich ins Gebet gegeben, das er vorhin niemaln thun
können, und wenn er die heilige Schrift aufgeschlagen, seyn
fall bekommen, daß er weder meditiren, noch memoriren können, u. habe
mitten in der Arbeit müßen aufhören, und die Predigt durch iemand
anders verrichten laßen. Denn er nicht einen einzigen Periodum habe
können zusammen bringen. Er habe es zwar erst für einen Anfall einer
Kranckheit gehalten, weil es aber continuiret, ihm auch sonst nichts am Lei-
be gefehlet, sey ihm das Gewißen plötzlich dermasen aufgewacht, daß ihm
alle seine Universitäts Sünden auf einmal vor die Augen getreten, u.
ihn gleichsam zugeruffen: Deine Sünden sind Ursache an diesem Zufall;
du bist ein Ertz-böser Bube; du bist nicht würdig ein Lehrer zu seyn, du
kanst auch deßen nicht würdig werden, darum straffet dich GOtt ietzo
also, daß du es fühlen must. Weil er sich nun nicht zu helffen gewust,
sey er in große Angst kommen, und in solche entsetzliche tentationes,
daß er mit gräulichen Gotteslästerungen, stets geplaget worden, und
sich kaum enthalten können, mehrmalen öffentl. in der Gemeine GOtt
zu lästern. Mehrmalen sey er zu Mord u. Todschlag vom Satan ange-
trieben worden. Etliche mal habe er schon ein Meßer in die Hand ge-
nommen, sich selbst zu erstechen, etliche mal habe er sich wollen ersauffen,
oder vom Fenster herab stürtzen, GOtt aber habe ihn bewahrt. Eins-
mals habe er ein Kind tauffen sollen, da sey ihm in den Sinn kom-
men, er solle und müste das Kind nehmen, und an statt es zu tauf-
fen, an den Tauff-Stein zerschmettern, damit er nur vom Leben
hinwiederum käme. Und er sey wircklich mit diesem propos zum Tauf-
Stein gangen, aber GOtt habe ihn noch erhalten. Mit dergleichen Ge-
dancken habe er sich über 3/4 Jahr geschleppet, und stets GOtt in seinem
Hertzen gelästert, auch nicht predigen können. Endlich sey an einem
Freytag vor Pfingsten ein entsetzlich Donner Wetter kommen, da habe
er sich an das Fenster gestellet, GOtt in seinem Hertzen aufs gräulich-
ste gelästert, und bey sich selbst gesprochen: GOtt, bist du GOtt,
warum läßest du nicht alle Blitzen auf mich zuschlagen, und
mich zerschmettern. Indem habe es einen entsetzlichen Blitz
und Donnerschlag gethan, daß das Hauß und Fenster gewal-
tig erzittert, er sey aber unbeschädigt blieben, und da das ge-
schehen, sey ihm der Gedancke in das Hertz wie ein Blitz
gefahren: Wie viel unbarmhertziger bist du nicht gegen dich
selbst als Gott ist, den du lästerst. Und dieser Gedancke habe
ihm die erste Überzeugung von Göttlicher Existence und Liebe
gegeben. Von welcher Stunde an die schrecklichen lästerlichen
Gedancken vergangen, und das Hertz sey ihm leicht worden. Dar-
auf habe er sich ins Gebet gegeben, das er vorhin niemaln thun
können, und wenn er die heilige Schrift aufgeschlagen, seyn
ihm