I. N. I.
Anno 1664 bin ich Justus Samuel Scharschmid in diese welt
gebohren. Mein Sel. Vater hies Christian Scharschmid Pastor
ad S. Aegydii in Quedlimburg. Die Sel. Mutter Anna Salzen-
bergerin . Diese meine Sel. Eltern haben mich zwar früh-
zeitig zur Schulen gehalten, es haben sich aber dennoch früh-
zeitig die lüste der jugend gewaltigsich bei mir hervorge-
than, so daß ich mich entsezze, wenn ich nur gedenke auch an
die sünden in der ersten Kindheit begangen. Kaum war ich von
5. oder 6. jahren, da schon der Welt u lügen Geist macht an mir
gefunden. Denn da m. Sel. Eltern auf einer kind Taufe bei einem
bürger nahmens Herr. Hennenberg zum eßen waren, trieb
ich vor dem hause auf der gaßen mit andern Knaben allerlei
muthwillen. Unter andern spielten wir, wie mans dort nennet,
Mella d.i. mit einem kurzen hölzchen kaum einer spannen lang,
so an beiden seiten spiz gemacht wird. Alß wir das ausschlugen,
fiel es hinter die pferde an einen wagen, da nun die andern Knaben
sich scheueten es zuholen, schalt ich sie, u lief dreiste hin, bükte mich
u wolt es aufheben, kriegte aber einen schlag von pferde oben auf
den Kopf, daß ich darüber beschweinelte u wurde in die Küchen
geführt, wo sie das bluth stilleten. Die sache aber blieb etl. tage denen
Eltern unbekant, bis die Mutter mein haupt reinigen wolte u der
wunde gewahr wurde. Da ich denn die schuld auf meinen ersten Prae-
ceptor den untersten Schul Collegen der öffentl. Schulen Herr Gözzium warf,
u sagte er were in der Schulen auf u niedergangen u hätte denen
Knaben federn geschnitten, ich aber hätte mich gebükket die stükchen
davon aufzulesen, u da er hätte wollen seinen holzernen stuhl an Vori-
gen ort sezzen, so hätte er mich mit der ekken an dem kopf gestoßen,
ich aber hätt die hand auf die wunde gehalten u gebeten hinaus
zugehen. Mein Vater erzehlete solches wieder dem balbierer, der in
deßen geholet wurde, welcher es Vor glaubwürdig hielt, weil das
loch vierekkicht u der stuhl von bretern war, da es von der ekken
wohl hätte geschehen können. Mein Vater erhizt schrieb deswegen an
den Praeceptor u gab ihm s. lection, Ich aber habe die sache keinem
alß etwa in 16. jahr, da ich einen arm zerbrochen hatte, meinem
Vater entdekt. Nach dem Pferdeschlag wuchs bei mir der eigen wille
troz u frevel. Alß da der Vater einsmahls auf einem adl. begräbnis
des Herrn V. Vizthoms war u Zukker /. Confect mitgebracht, wolte ich
gebohren. Mein Sel. Vater hies Christian Scharschmid Pastor
ad S. Aegydii in Quedlimburg. Die Sel. Mutter Anna Salzen-
bergerin . Diese meine Sel. Eltern haben mich zwar früh-
zeitig zur Schulen gehalten, es haben sich aber dennoch früh-
zeitig die lüste der jugend gewaltig
than, so daß ich mich entsezze, wenn ich nur gedenke auch an
die sünden in der ersten Kindheit begangen. Kaum war ich von
5. oder 6. jahren, da schon der Welt u lügen Geist macht an mir
gefunden. Denn da m. Sel. Eltern auf einer kind Taufe bei einem
bürger nahmens Herr. Hennenberg zum eßen waren, trieb
ich vor dem hause auf der gaßen mit andern Knaben allerlei
muthwillen. Unter andern spielten wir, wie mans dort nennet,
Mella d.i. mit einem kurzen hölzchen kaum einer spannen lang,
so an beiden seiten spiz gemacht wird. Alß wir das ausschlugen,
fiel es hinter die pferde an einen wagen, da nun die andern Knaben
sich scheueten es zuholen, schalt ich sie, u lief dreiste hin, bükte mich
u wolt es aufheben, kriegte aber einen schlag von pferde oben auf
den Kopf, daß ich darüber beschw
geführt, wo sie das bluth stilleten. Die sache aber blieb etl. tage denen
Eltern unbekant, bis die Mutter mein haupt reinigen wolte u der
wunde gewahr wurde. Da ich denn die schuld auf meinen ersten Prae-
ceptor den untersten Schul Collegen der öffentl. Schulen Herr Gözzium warf,
u sagte er were in der Schulen auf u niedergangen u hätte denen
Knaben federn geschnitten, ich aber hätte mich gebükket die stükchen
davon aufzulesen, u da er hätte wollen seinen holzernen stuhl an Vori-
gen ort sezzen, so hätte er mich mit der ekken an dem kopf gestoßen,
ich aber hätt die hand auf die wunde gehalten u gebeten hinaus
zugehen. Mein Vater erzehlete solches wieder dem balbierer, der in
deßen geholet wurde, welcher es Vor glaubwürdig hielt, weil das
loch vierekkicht u der stuhl von bretern war, da es von der ekken
wohl hätte geschehen können. Mein Vater erhizt schrieb deswegen an
den Praeceptor u gab ihm s. lection, Ich aber habe die sache keinem
alß etwa in 16. jahr, da ich einen arm zerbrochen hatte, meinem
Vater entdekt. Nach dem Pferdeschlag wuchs bei mir der eigen wille
troz u frevel. Alß da der Vater einsmahls auf einem adl. begräbnis
des Herrn V. Vizthoms war u Zukker /. Confect mitgebracht, wolte ich