In Leipzig ging bei einen Juristen Herr Joh Beier am tisch, weil mein ältester
bruder vor diesen war bei ihm gewesen, da ich denn den Sommer über
meine stube allein hatte, fleißig studirte u ehrbahr lebte. Gen winter
aber wurde ich ersucht mit Herr Beiers Sohn Johann Adam, so jura stu-
dierte u schon practicirte, auf eine stube gegen über bei einem Uhr-
macher in der burgstraße zu ziehen, um einander testo mehr zu er-
wekken, allein die Welt gefiel Uns noch beiden wohl. Ohn daß
wir vorher den Sommer manche unnüzze spazziergänge, sonderlich
am Sontag, mit dem frauenzimmer gethan, so vertrieben wir
hingegen den Winter durch auch am Sontage manche stunde mit dem
leichtfertigen charten u würfel spiele, vornemlich bei einem Thor-
schreiber, auch wohl selbst im hause bei dem Alten Herr Beier. In die
Collegia kukke ich bisweilen u hörte der Professorum Dispp. fand
aber keinen sonderl. geschmak. Auch fing ich mit einigen Magistris
etwa 10. oder 12 personen ein Colleg. Disputatis. Anti Syncretisticum
unter Herr D Oleario zwar mit an, blieb aber bald draus, weil
ihr Zeug mir nicht anstand, indem ich in Calixti Schriften das
Gegentheil, den sie doch mehrentheils wiederlegen wolten, zu hause
fand, u mich entrüstete über die Verdrehung seiner worte, u wie
sie fast alle dem Alten Calovio nachplapperten. Dahero sehnete
mich von herzen weg, u bedaurete, daß ich in einem jahr fast
mehr geld daselbst müßte verzehren, alß ich in 4. jahren in
Helmstedt hätte ausgegeben. Alß nun ein jahr um, trug //(1689.//
sichs zu, daß Mein Herr Beier einen streit kriegte mit einem Ver-
walter bei der Frau von Weißbachen, welcher sehr schimpflich von
deßen Herr Vater dem alten Herr Beier geredt hatte, deswegen gingen
wir ihm nach, u traffen ihn auf der Catharstraßen an, da ihn
denn Herr Beier mit der Kornetschen, so er unter dem rok verstekt
hatte, praf abschlug, u eine ekken so vor sich her peitsche, darzu
ich ihn hurtig mit worten antrieb, ja ich hatte ihm meinen
stoß degen geliehen im nothfal den zugebrauchen, weil er
beßer war, alß sein damahliger alemode degelchen. Alß nun
der große Kerl, denn er war größer alß wir, warlich war
abgedroschen, machte sich Herr Beier aus dem staube nach Rensburg
auf seines Vaters Land Gut. Und da die sache dem Rectori
Magnifico Herr D Oleario war kund worden, wurde auch der Pedel
nach mir geschickt mich zu citiren, der mich aber in meiner
stuben nicht findet. Ich hingegen, da ich einen geruch hatte von
der Citation, dachte es sei beßer gethan auch zu weichen, alß durch
sein Zeugnis seinen stubengesellen in unglük zubringen
bruder vor diesen war bei ihm gewesen, da ich denn den Sommer über
meine stube allein hatte, fleißig studirte u ehrbahr lebte. Gen winter
aber wurde ich ersucht mit Herr Beiers Sohn Johann Adam, so jura stu-
dierte u schon practicirte, auf eine stube gegen über bei einem Uhr-
macher in der burgstraße zu ziehen, um einander testo mehr zu er-
wekken, allein die Welt gefiel Uns noch beiden wohl. Ohn daß
wir vorher den Sommer manche unnüzze spazziergänge, sonderlich
am Sontag, mit dem frauenzimmer gethan, so vertrieben wir
hingegen den Winter durch auch am Sontage manche stunde mit dem
leichtfertigen charten u würfel spiele, vornemlich bei einem Thor-
schreiber, auch wohl selbst im hause bei dem Alten Herr Beier. In die
Collegia kukke ich bisweilen u hörte der Professorum Dispp. fand
aber keinen sonderl. geschmak. Auch fing ich mit einigen Magistris
etwa 10. oder 12 personen ein Colleg. Disputatis. Anti Syncretisticum
unter Herr D Oleario zwar mit an, blieb aber bald draus, weil
ihr Zeug mir nicht anstand, indem ich in Calixti Schriften das
Gegentheil, den sie doch mehrentheils wiederlegen wolten, zu hause
fand, u mich entrüstete über die Verdrehung seiner worte, u wie
sie fast alle dem Alten Calovio nachplapperten. Dahero sehnete
mich von herzen weg, u bedaurete, daß ich in einem jahr fast
mehr geld daselbst müßte verzehren, alß ich in 4. jahren in
Helmstedt hätte ausgegeben. Alß nun ein jahr um, trug //(1689.//
sichs zu, daß Mein Herr Beier einen streit kriegte mit einem Ver-
walter bei der Frau von Weißbachen, welcher sehr schimpflich von
deßen Herr Vater dem alten Herr Beier geredt hatte, deswegen gingen
wir ihm nach, u traffen ihn auf der Catharstraßen an, da ihn
denn Herr Beier mit der Kornetschen, so er unter dem rok verstekt
hatte, praf abschlug, u eine ekken so vor sich her peitsche, darzu
ich ihn hurtig mit worten antrieb, ja ich hatte ihm meinen
stoß degen geliehen im nothfal den zugebrauchen, weil er
beßer war, alß sein damahliger alemode degelchen. Alß nun
der große Kerl, denn er war größer alß wir, warlich war
abgedroschen, machte sich Herr Beier aus dem staube nach Rensburg
auf seines Vaters Land Gut. Und da die sache dem Rectori
Magnifico Herr D Oleario war kund worden, wurde auch der Pedel
nach mir geschickt mich zu citiren, der mich aber in meiner
stuben nicht findet. Ich hingegen, da ich einen geruch hatte von
der Citation, dachte es sei beßer gethan auch zu weichen, alß durch
sein Zeugnis seinen stubengesellen in unglük zubringen