Stammbuch davon zeugen. Da es nun Gott gefiel, mich von
dem eiteln wesen zu erretten, u hingegen das Gute, so ich
sonderl. von dem Herrn D Meier gehöret, in mir kräftig zu machen,
führte er mich a. 1688. wieder zurük, u machte schon unterweges
einen anfang mir den küzzel zu vertreiben, in dem sich einige
Zahnschmerzen ziemlich herfürthaten, doch gingen sie bald weg,
u kahm ich also gesund wieder nach hause. Blieb aber nicht
lange da, weil ich mich für das Predigen fürchtete, sondern ging zu
Meinen Schwager Herr Past. Pfannenschmid nach Welbsleben. Wurde
aber bald daselbst von neuen mit Zahnschmerzen besucht, welche
mich so angriffen, daß ich vor angst von einem andern dorfe
lies einen Pferde Docter holen, der mir einen holen bakzahn
ausziehen solte. Der lies mich auf die erde sizzen, u zog mit sei-
ner Zangen 2mahl unbarmherzig, u da der Zahn noch nicht
heraus, sondern häufig das bluth kahm, meine Schwester hin-
gegen mit thränen bath, ich möchte nicht noch einmahl herhalten,
man könte darüber hören u sehen verliehren, antwortete ich;
Und wenn gleich hören oder sehen solte vergehen, so könte ich die
schmerzen nicht länger ausstehen, sezte mich daher zum drittenmahl
nieder u hielt ihm stille, da er ihn denn mit macht heraus ries,
doch hing er noch etwas an dem zahnfleisch, so daß ich ihn noch
mit meinen fingern mußte los reißen, weil die eine wurzel
krum war, u also ging endlich die angst nach vielen bluten
furüber. Darauf predigte ich einmahl an Ostern in Quedlinb.
ging aber gleich wieder zurük, u, weil der Schwager starb, so be-
gab mich hin nach Leipzig. Worzu er selbst mir vielmahls sehr
gerathen hatte, nicht alßwenn die Studia daselbst beßer alß in
Helmstäd getrieben würden, sondern daß ich nur den unterscheid
möchte sehen, um das gefaßte testo höher zuhalten. Er selbst, der
Sel. Mann, sagte vielfältig, wie er all das seine Helmstäd, u
sonderl. darinnn dem Sel. Titio zudanken hätte. In Leipzig
war er zwar beim Sel. Scherzer im hause u am tisch gewesen,
u hätte sich unter ihm im disputiren oft herfürgethan, hatte aber
nicht viel nuzzen von dannen gehabt. So machte es nun
der todt, daß ich geschwinder alß ich gedacht nach Leipzig kahm.
//1688//
Meine Schwester, alß Priester Witbe, lag mir zwar immer in den
ohren, mich mit predigen auch an ihren ort hören zulaßen, um
daß ich denn von Gönnern u Freunden wohl würde gehalten werden,
ich aber hatte keine ohren dazu, sondern ging ihnen also aus den Wege.