eine sonderbahre Thür viel Gutes auszurichten offen zu finden
scheinet; Also wil fast nicht zweifeln, derselbe werde hierunter
Göttl. wink erkennen u veneriren, u diesfals mir mit
ehesten Antwort schreiben, Ob Er solche function u Reise zu der
Ehre Gottes anzutreten gemeinet, auf daß ich Herr D Spener
davon gründl. nachricht geben könne. -
Darauf antwortete Ihm, u gab meinen willen drein, bath aber
üm mehrere unterricht, wie die reise anzutreten u wie man sich
sonst zuverhalten hätte, u weil nun nicht gleich wieder antwort
kahm, ging ich indeßen nach Heidewichsburg Herr Neuss, so in Wolfenbütel
mit Herrn Meier u Herrn Lüders war abgesezt, zusprechen. Unterweges kahm ich
in ein dorf Kalme genant bei einen Schulmeister, deßen Frau mich
einen Engel von Gott gesant nannte, weil ich haarklein die ver-
derbte art ihrer Kinder wüßte u sie bestrafte. Weil aber Herr Neuss
war nach Braunsweich verreißet, folgte ich ihm nach, u nach 3. tagen
ging ich ihm auch zurükke nach, u war bei ihm von 12 bis 21 10br. Un-
ter werender Zeit trug sichs zu, daß ein Gärtner Gesell , dem sein
Gewißen vorher war zieml. rege gemacht in den Krug mit dem
fischer gehet, daselbst zu viel trinket, seiner Gelübde (da er sich ernstlich
vorgenommen hatte, nimmer wieder zufluchen) vergißet, u heßlich
mit fluchen herausfehret. Wie er aber auf dem Hof gehet u sich be-
sinnet was er gethan, richtet er sich selbst also, daß er meinet nun
müße er verdamt sein, u gehet in seine Kammer u nimmet das garten
meßer, sezzet es an der gurgel u thut einen schnit, u wil sich ferner ent-
leiben, damit er hier der quahl loskomme. Es kommet aber eben der
Gartenjunge darzu, nimt ihn das meßer u erhält ihm das leben. Darü-
ber der arme mensch in großer Seelen quahl lag, u sich immer schon vor
verdamt hielte, weil er ein Mörder an sich worden, u ob er gleich noch lebte,
so stünde doch der wille vor der that etc Allein Herr Neuss richtete ihn mit Gebeth
u wort kräftig auf, so daß der mensch nach der genesung selbst bath,
es möchte sein fall u Zustand allen von der Canzel kund gethan werden,
damit sich andre könten an ihm spiegeln u sich hüten für böser geselschaft
u dem liederl. fluchen, welches denn sehr beweglich einige tage darauf
in der Predigt über Psalm. VII, 12.13.14 vorgestellet wurde. Nach selbigen
tagen ging ich wieder nach Quedlinb. Und, weil ich da brief u wagen
vor mir fand, den folgenden tag nach Rammelburg, u Predigte das fest über
daselbst u in Friesdorf vor Herrn M Rost u in Wolmerschwenda vor Herrn Stein-
mannen. Nach dem fest aber ging ich nach Halla wegen der Königsb.
Sache mit Herrn D Breithaupten zureden u wurde von Herrn Zink. Stud, der bei Herrn M
Rost sich aufhielt, begleitet bis Mansfeld, von dannen ging ich allein
zu fuße, wie sehr mir auch die Kalte u der wind entgegen war, durch
Eisleben nach Halla. Da ich denn Herrn D Breith. fragte, was das zusagen