meinem weibe nachgehen u ihr flehen solte, so würde sie es vor eine
schuldbekentnis annehmen, u viele würden ebenso denken, ja ich
hette warlich damit meines weibes sämtliche lästerungen gerechtfer-
tiget u mich dagegen schuldig gegeben, würde also das Ärgernis größer
werden u das durch meine eigene schuld, das muß nicht sein.
(3.) Weil ich bitte, daß mich Gott nicht wolle in Versuchung führen, so
muß ich mich nicht selber muthwillig ohne noth wieder in Versuchung
zurükführen, daraus mich Gott ausgeführet hatte. Das aber würde
ich gewiß thun, wenn ich meinem bösen weibe bei anhaltender boß-
heit flehen solte, denn so wird sie sehen, daß ich ihrer boßheit zulezt
habe weichen müßen, so wird sie sich zu keiner beßerung verbinden,
noch sich darzu verbunden halten, wird ohn allen Zweifel (es were denn
daß Gott was sonderliches thun wolte, davon ich aber keine Verheißung
habe) hundertmahl schlimmer werden alß sie zuvor gewesen. Meine
aber nunmehr alß 1000mahl gereizte Geduld könte redlich einmahl
in furorem verwandelt werden, daß ich im Zorn eine rache von
ihrer boßheit nehme, die mir zum Verderben, u anbei zum offenbah-
ren ärgernis gereichte, das muß ich derowegen alß ein Christe mei-
den, so lange ichs meiden kan, damit ich Gott nicht versuche. Aber
wenn ich werde gezwungen werden, sie ohn mein gesuch wieder anzu-
nehmen, so ists meine Pflicht, u es kömt von Gott, da kan ich denn
auch hoffen, daß der mich nach seiner Gnade stärken werde. Außer
dem aber wer gefahr liebet, kömt drinnen um. Denn ein boß-
haftig weib ist kein leichtes Kreuz, ja nicht einmahl eine Gemeine, son-
dern sonderbahre trübsahl. Man sehe an Proverb. //21//,9.19.
(4.) Die Christl. liebe die ich meinem weibe schuldig bin, ob sie schon
böse ist, dieselbe verbeut mir, daß ich nicht thue, was Mhhr. mir hat
anrathen wollen. Ich weiß mich schuldig ihre bekehrung zu suchen
u befordern, nicht aber dieselbe durch eine unzeitige närrische
liebkosung zuverhindern: Weil ich andere alle mittel schon vor
dem mehr alß einmahl versuchet u vergeblich befunden habe, so resti-
ret nun nichts alß das einzige, daß ich sie ihrem Sinne überlaße,